Tagesspiegel Wahl-Spezial

Wie Berliner Kieze seit der Wende wählten

Gehen Sie durch die Straßen in Berlin auf Entdeckungstour und erfahren Sie, wie Parteien in Ihrem Kiez bei den Bundestagswahlen seit 1990 abgeschnitten haben.

So hat Ihr Kiez bei den Bundestagswahlen seit 1990 gewählt

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1998
1994
1990

Bundestagswahl 1990:
Erste Gesamtberliner Wahl

Die CDU geht aus der ersten Gesamtberliner Bundestagswahl als klarer Sieger hervor. Die Union profitiert nicht nur vom Bundestrend, sondern auch vom Bruch der rot-grünen Koalition des Regierenden Bürgermeisters Walter Momper (SPD) kurz vor der Wahl. Im Westen der Stadt und in einigen Außenregionen des Berliner Ostens liegt die CDU mit Abstand auf dem ersten Platz.

Bundestagswahl 1990:
Niederlage für die SPD

Die Berliner SPD muss mit 30,5 Prozent eine bittere Niederlage hinnehmen und landet stadtweit auf Platz zwei. Im Bund geht die SPD in die Opposition. Im Westen Berlins rutschen die Sozialdemokraten fast flächendeckend auf Rang 2 ab, im Osten gilt das auch für die Außenbezirke.

Bundestagswahl 1990:
Dreigeteilte Stadt

Der dritte Rang in der Beliebtheitsskala teilt Berlin fein säuberlich in drei parteipolitische Regionen ein: In der westlichen Innenstadt dominieren die Grünen, im Osten die PDS (heute: Linke) und in den westlichen Außenbezirken die erstarkten Freien Demokraten.

Bundestagswahl 1994:
SPD erholt sich

Die Sozialdemokraten werden mit 34 Prozent stärkste Partei in Berlin und lassen die CDU, die mit Eberhard Diepgen seit Ende 1990 den Regierenden Bürgermeister stellt hinter sich. Aber die Stadt ist politisch geteilt: Die CDU dominiert den Westteil, während sich SPD und PDS (heute Linke) in der City und im Osten den Platz 1 teilen.

Bundestagswahl 1994:
Flickenteppich Berlin

Im Westen Berlins wird die SPD fast überall da auf Rang 2 verwiesen, wo die Union vorne liegt. CDU und PDS müssen sich meistens dort mit dem zweiten Platz begnügen, wo Sozialdemokraten bzw. PDS der Wahlsieger sind. Aus dieser Perspektive ist die Stadt ein großer parteipolitischer Flickenteppich.

Bundestagswahl 1994:
Grüne auf dem Vormarsch

Die Berliner Grünen legen bei dieser Bundestagswahl zu, während die FDP Federn lassen muss. Mit dem Ergebnis, dass die Umweltpartei auch in bürgerlichen Randregionen der Stadt, etwa in Zehlendorf oder Reinickendorf, die Liberalen als drittstärkste Partei teilweise verdrängen kann.

Bundestagswahl 1998:
Berlin wird rot

Der Sozialdemokrat Gerhard Schröder wird Bundeskanzler, in einer rot-grünen Koalition. Und dieser Machtwechsel beschert auch den Berliner Sozialdemokraten mit 37,8 Prozent ein glänzendes Wahlergebnis, während die Landes-CDU auf 23,7 Prozent absackt. Mit dem Ergebnis, dass die SPD in Berlin fast flächendeckend vorne liegt. CDU und PDS (heute: Linke) müssen sich mit Enklaven im West- bzw. Ostteil begnügen.

Bundestagswahl 1998:
Spaltung bleibt sichtbar

Fast ein Jahrzehnt nach dem Mauerfall ist Berlin politisch immer noch gespalten. Im Osten hat sich die PDS weitgehend auf Rang 2 festgesetzt, während im Westen die Grünen die städtischen Kieze dominieren und die CDU die Randregionen von Reinickendorf über Spandau, Zehlendorf bis Neukölln.

Bundestagswahl 1998:
Grüne konsolidieren sich

Der bundesweite Erfolg der Grünen schlägt sich auch im Berliner Wahlergebnis nieder. Im Westen kann die Partei ihre Stellung als drittstärkste politische Kraft ausbauen und die FDP auf wenige Regionen im Grüngürtel der Stadt zurückdrängen. Im Ostteil hat das schlechte Wahlergebnis die CDU fast überall auf Rang 3 zurückgeworfen.

Bundestagswahl 2002:
Neue Grüne Hochburgen

Die Regierungsbeteiligung im Bund hat den Grünen auch in Berlin gutgetan. Zum ersten Mal werden sie, über ihre Kerngebiete in Kreuzberg und Prenzlauer Berg hinaus, zur stärksten Kraft in einigen Regionen - etwa in Schöneberg, im nördlichen Neukölln und Treptow sowie in Teilen Pankows. Die SPD dominiert weiterhin den Osten Berlins und die westliche Citylage. Sie wird stadtweit stärkste Kraft. Die CDU behauptet nur in den westlichen Randlagen den ersten Platz.

Bundestagswahl 2002:
Osten bleibt links

Die Berliner PDS (heute: Linke) verliert bei dieser Wahl weiter an Boden. Was nichts daran ändert, dass sie im Osten der Stadt den Rang 2 fast flächendeckend behauptet. Nur in Pankow und kleinen östlichen Randregionen gewinnt die CDU als zweitstärkste Kraft an Boden. In den Westbezirken Berlins gewinnen die Sozialdemokraten verlorenes Terrain zurück.

Bundestagswahl 2002:
FDP verliert weiter an Boden

Die Berliner FDP bleibt hinter den selbstgesteckten Erwartungen zurück. Das zeigt sich auch auf der politischen Landkarte. Die Liberalen verlieren ihre Funktion als drittstärkste Kraft auch im bürgerlichen Westen, davon profitieren die Grünen. Die CDU wird in den politisch grünen City-Regionen und im Osten Berlins auf Rang 3 zurückgeworfen.

Bundestagswahl 2005:
Gegen den Bundestrend

Im Bund wird Rot-Grün abgewählt, aber in Berlin müssen SPD und Grüne nur geringfügige Verluste hinnehmen. Der Wahlverlierer ist die Landes-CDU, während die Linke kräftig zulegt. Das führt dazu, dass die Sozialdemokraten im Westen Berlins entgegen dem Bundestrend auf Rang 1 Boden gutmachen, zulasten von Grünen und CDU. Die Linken werden in Teilen von Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg wieder stärkste Partei.

Bundestagswahl 2005:
Aus dem Osten vertrieben

Mit ihrem schlechtesten Landes-Ergebnis bei einer Bundestagswahl ( 22 Prozent) muss sich die Union fast vollständig in den Berliner Westen zurückziehen. Auch als zweitstärkste politische Kraft kann die CDU im Osten nicht mehr punkten. SPD und Linke teilen sich das Gebiet auf. Den Grünen gelingt es, ihre innerstädtischen Hochburgen zu festigen und geringfügig auszubauen.

Bundestagswahl 2005:
Liberale schöpfen Mut

Im Westen Berlins gelingt es den Freien Demokraten, in den bürgerlichen Außenregionen zulasten der Grünen wieder auf Rang 3 vorzurücken. Wobei sich die Grünen aus Teilen von Zehlendorf nicht mehr vertreiben lassen. Trotz des Wahlsieges im Bund schafft es die CDU nicht, ihre fast schon traditionelle Stellung als drittstärkste Partei im Osten zu verbessern.

Bundestagswahl 2009:
Sozialdemokraten stürzen ab

Auch für die Berliner SPD wird diese Wahl zu einem Desaster. Sie stürzt von 34,3 Prozent auf 20,2 Prozent ab und fällt landesweit auf Platz 3 hinter CDU und Linke zurück. Klare Wahlsieger sind Linke, Grüne und FDP. Im Osten stehen die Linken auf Platz 1, die Grünen dominieren die innerstädtischen Regionen und der Rest gehört der CDU. Von der SPD als einst stärkster Kraft sind nur noch einige Reste übrig.

Bundestagswahl 2009:
FDP findet neuen Rückhalt

Zum ersten Mal landen die Freien Demokraten in nennenswertem Umfang auf Platz 2. Das gelingt vor allem in Steglitz-Zehlendorf, Reinickendorf und Tempelhof. Ansonsten teilen sich hauptsächlich SPD und CDU den zweiten Rang, wobei die Union vor allem in den östlichen Stadtrandgebieten Erfolge verbuchen kann. Das ist ein Novum.

Bundestagswahl 2009:
Neue Konstellationen

Aus dieser Perspektive präsentiert sich die Stadt als ein kunterbunter Flickenteppich. Das fulminante Wahlergebnis hat auch in Berlin kaum einen Stein auf dem anderen stehen lassen, die politischen Kräfteverhältnisse ruckeln sich auch auf den hinteren Rängen neu zurecht. Vor allem die SPD leidet und rutscht in vielen Kiezen quer durch die Stadt vom ersten auf den dritten Rang ab.

Bundestagswahl 2013:
SPD und CDU erholen sich

Wie gewonnen, so zerronnen. Grüne und Linke konnten auch in Berlin ihre guten Ergebnisse von vor vier Jahren nicht behaupten. Klarer Wahlsieger war die Union, auch die Sozialdemokraten legten wieder etwas zu. Das führte dazu, dass die SPD den Grünen im innerstädtischen Westen den Platz 1 streitig machten und die CDU zulasten der Linken in östlichen Regionen, etwa Pankow, Hellersdorf und Köpenick, nach vorn rückten.

Bundestagswahl 2013:
Liberale verschwinden

Die Liberalen, die in Berlin mit 3,6 Prozent stark verloren und unter die Fünfprozenthürde rutschten, verschwinden als vormals zweitstärkste Kraft in bürgerlichen Stadtregionen wieder von der politischen Landkarte Berlins. Es verbleibt eine Enklave zwischen Wilmersdorf und Zehlendorf. Die Linken machen in ihren östlichen Stammgebieten wieder Boden gut.

Bundestagswahl 2013:
Band der Linken

Nutznießer der liberalen Schwäche sind mal wieder die Grünen, die ihre Position als drittstärkste Kraft im Westen Berlins erneut festigen. Die SPD muss lernen, in den östlichen Bezirken nur Platz 3 einzunehmen und die Linken bilden in dieser Position ein Band, das in der Mitte Berlins vom Norden bis zum Süden reicht. Das ist ein ganz neues Bild.

Bundestagswahl 2013:
»Gemeinsam erfolgreich.«

Die CDU räumt nicht nur bundesweit ab, sondern auch in Berlin. Sie wird stärkste Kraft. Allerdings ist der Zweitstimmenanteil mit 28,5 Prozent deutlich geringer als im Bundesschnitt. Dennoch ist das Ergebnis für die Christdemokraten ein Erfolg, weil sie nicht nur in ihren klassischen Hochburgen wie Reinickendorf oder Steglitz-Zehlendorf punkten kann, sondern auch im Osten der Stadt gute Resultate verbuchen kann.

Bundestagswahl 2009:
»Wir haben die Kraft.«

Merkel bleibt Kanzlerin und erstmals seit 1990 landet die CDU vor der SPD in Berlin. Sie konnte die Sozialdemokraten in vielen Wahlbezirken von Platz eins verdrängen. Zwar bleibt die Partei weiterhin vor allem im Südwesten und Nordwesten stark, aber sie reicht mit ihren Zugewinnen weit ins Stadtzentrum hinein und zieht mit sechs Berliner Abgeordneten in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 2005:
»Deutschland braucht den Wechsel.«

Im Bund hat die Partei den politischen Wechsel erreicht, aber für die Berliner CDU war diese Bundestagswahl kein Erfolg. Die erreichten 22 Prozent sind das schlechteste CDU-Ergebnis seit 1990. So musste sie einige Einbußen hinnehmen, sogar in Wahlbezirken, die zu ihrem Kerngebiet im Südwesten und Nordwesten gehören. Die Christdemokraten errangen jedoch ein Berliner Direktmandat – Karl-Georg Wellmann in Steglitz-Zehlendorf.

Bundestagswahl 2002:
»Gemeinsam für Deutschland. Zeit für Taten.«

Mit Stoiber als Spitzenkandidat im Bund bleibt die CDU auch in Berlin erneut hinter der SPD. So gewinnt die CDU hier zwar 2,2 Prozentpunkte hinzu, liegt damit aber satte 12,6 Prozent unter dem Bundesschnitt. Damit erreichen sie ihr zweitschlechteste Ergebnis bei Bundestagswahlen in Berlin und gewinnen nicht ein einziges Direktmandat in der Hauptstadt.

Bundestagswahl 1998:
»Weltklasse für Deutschland.«

Der Einbruch. Helmut Kohl wird abgewählt und die CDU in Berlin landet mit 23,7 Prozent bei ihrem historisch schwächsten Ergebnis in Berlin. Nur noch in wenigen Wahlbezirken wird die CDU stärkste Kraft – selbst in ihren Hochburgen im Nordwesten und Südwesten Berlins müssen die Christdemokraten Verluste hinnehmen. Dennoch schickt die Berliner CDU über ihre Liste sieben Abgeordnete in den Bundestag.

Bundestagswahl 1994:
»Es geht um Deutschland.«

Berlin bleibt 1994 zweigeteilt in Ost und West. Die CDU dominiert den Nord- und Südwesten hat aber kaum eine Chance im Ostteil der Stadt. Insgesamt wird die CDU mit 31,4 Prozent der Stimmen zweitstärkste Kraft in Berlin hinter der SPD. Außerdem erringt sie sechs Direktmandate. Allerdings verliert die CDU auch deutlich gegenüber 1990 – vor allem im Stadtzentrum, wo sie 1990 noch stark war.

Bundestagswahl 1990:
»Freiheit – Wohlstand – Sicherheit«

Es ist die Erfolgs-Wahl für die CDU in Berlin. Mit 39,4 Prozent belegt sie nicht nur Platz eins, sondern fährt von allen Wahlen zwischen 1990 und 2013 ihr bestes Ergebnis ein. Sie gewinnt nahezu flächendeckend alle Wahlbezirke im alten Westteil der Stadt, auch in der Stadtmitte. Aber auch in Ost-Wahlbezirken ist sie bei dieser Wahl besonders stark. Der Einheitsfaktor kommt für die CDU 1990 in Berlin voll zum Tragen.

Bundestagswahl 2013:
»Das Wir entscheidet.«

Für die Sozialdemokraten bleibt auch 2013 nur Rang zwei hinter der CDU. Trotzdem gibt es für die SPD im Vergleich zu 2009 einen leichten Aufwärtstrend. Denn mit 24,6 Prozent verbessern sie sich um 4,4 Prozentpunkte. Außerdem können Sie im Stadtzentrum einige Wahlbezirke von den Grünen zurückgewinnen. Dennoch bleiben die Problemzonen der Sozialdemokraten offensichtlich: der Osten, der Südwesten und der Nordwesten.

Bundestagswahl 2009:
»Deshalb SPD.«

Eine Tiefpunkt-Wahl für die SPD im Bund, aber auch in Berlin. Mit 20,2 Prozent fahren sie ihr schlechtestes Ergebnis seit der Wiedervereinigung ein. Nur noch in wenigen Wahlbezirken im Stadtzentrum und in Spandau sowie im nördlichen Teil des Zentrums können sie sich als stärkste Kraft behaupten. So können die Berliner Sozialdemokraten nur noch fünf Abgeordnete in den Bundestag entsenden.

Bundestagswahl 2005:
»Vertrauen in Deutschland.«

Die SPD kommt auf 34,3 Prozent und wird damit stärkste Kraft bei der Bundestagswahl in Berlin. Das Stadtzentrum, der Südosten und auch der Norden sind klar in der Hand der Sozialdemokraten. Im Vergleich zu 2002 können sie auch gegenüber der CDU im Südwesten wieder zulegen. Man kann sagen: Gerhard Schröder und sein Endspurt 2005 haben auch in Berlin gezogen. Dennoch: Rot-Grün wurde abgewählt.

Bundestagswahl 2002:
»Die neue Mitte.«

Die SPD fährt mit 36,6 Prozent ihr zweitbestes Berlin-Ergebnis bei Bundestagswahlen seit der Wende ein. Allerdings müssen sie im Norden und Süden Berlins einige Wahlbezirke an die CDU abtreten. Dennoch werden die Sozialdemokraten klar stärkste Kraft in Berlin, denn im Osten nicht nur in Treptow-Köpenick, sondern auch in Marzahn-Hellersdorf oder Lichtenberg können sie hinzugewinnen.

Bundestagswahl 1998:
»Deutschland braucht neuen Mut.«

Rot-Grün gewinnt die Bundestagswahlen und auch Berlin ist bei dieser Wahl fest in der Hand der SPD. Mit 37,8 Prozent der Stimmen fahren die Sozialdemokraten ihr bestes Ergebnis bei Bundestagswahlen zwischen 1990 und 2013 in Berlin ein. Die SPD kann die CDU an den Stadtrand verdrängen und im Osten hat sie sich in vielen Wahlbezirken gegen die PDS durchgesetzt.

Bundestagswahl 1994:
»Gemeinsam sind wir stark.«

Die SPD hat sich nach 1990 etwas erholen können. So ist sie mit 34 Prozent wieder stärkste politische Kraft in Berlin und gewinnt im Stadtzentrum, z.B. rund um den Gesundbrunnen aber auch im äußersten Westen der Stadt in Spandau wieder an Boden. Neben acht weiteren Berliner Sozialdemokraten zieht erneut auch der spätere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 1990:
»Der neue Weg.«

Die SPD setzte große Hoffnungen auf die erste Wahl nach der Deutschen Einheit. Doch sie wird auch in Berlin herbe enttäuscht. Die Partei kommt mit 30,6 Prozent nur noch auf Platz zwei hinter der CDU. Im Westen der Stadt hat die Partei kaum eine Chance gegen die Christdemokraten. Nur im Osten kann sie vereinzelt punkten. Sie zieht mit acht Abgeordneten in den Bundestag ein – vier davon sind Direktmandate.

Bundestagswahl 2013:
»100 Prozent sozial.«

Während sich die SPD etwas erholen kann, verbucht die Partei Die Linke leichte Verluste. Dennoch erreicht sie stadtweit mit 18,5 Prozent ein gutes Ergebnis. So kann sich die Linke im Westen mit 10,8 Prozent behaupten. Erneut gewinnt sie vier Direktmandate. Der leichte Rückgang sind ausschließlich auf leichte Verluste in den östlichen Bezirken zurück. Ihre vier Wahlkreise konnte die Partei behaupten.

Bundestagswahl 2009:
»Damit es im Land gerecht zugeht.«

Mit 20,2 Prozent erreicht die 2007 aus PDS und WASG gegründete Partei Die Linke das bislang bestes Ergebnis für eine Linkspartei seit der Wiedervereinigung. Nicht nur im östlichen Teil Berlins, sondern auch in den Westbezirken kann die Linke ihre Wählerbasis ausbauen. Zum ersten Mal erobert die Linke vier Direktmandate. Der junge Stefan Liebich gewinnt noch vor SPD-Urgestein Wolfgang Thierse im Wahlkreis Pankow.

Bundestagswahl 2005:
»Bundesweit wählbar«

Mit 16,4 Prozent der Wählerstimmen profitiert auch die Berliner Linkspartei.PDS im losen Bündnis mit der WASG von den vorgezogenen Neuwahlen. Sie erreicht im Osten mit 29,5 Prozent ein sehr gutes Ergebnis und kann erstmals auch in den westlichen Stadtregionen Fuß fassen. Dort kommt sie auf stattliche 7,2 Prozent. Gregor Gysi, Petra Pau und Gesine Lötzsch erobern die Wahlkreise Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg.

Bundestagswahl 2002:
»Die linke Kraft.«

Erstmals seit der Wende muss die PDS auch in Berlin einen Rückschlag verkraften. Trotzdem bleibt der Osten der Hauptstadt mit 24,6 Prozent das Zentrum der PDS, während sie im Westen nur 2,7 Prozent erreicht. Die Wahl galt auch als Test für die rot-rote Koalition in Berlin, die seit Anfang des Jahres regierte. Die Stimmenverluste von SPD und PDS waren ein Dämpfer, der den Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) aber nur mäßig beeindruckte.

Bundestagswahl 1998:
»Linksdruck gegen Rechtsruck.«

Diese Wahl gehört der SPD und den Grünen, die mit Kanzler Gerhard Schröder (SPD) an der Spitze eine rot-grüne Koalition bilden können. Während die Berliner CDU jedoch deutliche Verluste hinnehmen muss, kann die PDS ihre bärenstarke Position im Osten der Stadt behaupten. Berlinweit landet sie bei 13,4 Prozent. Dennoch: der Westen der Stadt bleibt der PDS weiterhin verschlossen.

Bundestagswahl 1994:
»Veränderung beginnt mit Opposition.«

Ihre Stellung als drittstärkste politische Kraft in Berlin kann die PDS bei dieser Wahl behaupten und mit 14,8 Prozent den Wähleranteil sogar noch ausbauen – und dies allein durch ihr Ergebnis im Ostteil der Stadt. Nicht nur Gregor Gysi, sondern auch der Schriftsteller Stefan Heym, die frühere DDR-Wirtschaftsministerin Christa Luft und der Gewerkschafter Walter Müller gewinnen ein Direktmandat. Im Osten Berlins triumphiert die PDS mit Ergebnissen zwischen 30 und 40 Prozent.

Bundestagswahl 1990:
»Für die Schwachen eine starke Opposition.«

Bei der ersten Bundestagswahl nach der Wende wird die PDS in Berlin mit 9,7 Prozent auf Anhieb drittstärkste Kraft. Während sie im Westen (außer in Staaken) kaum Beachtung findet, schiebt sich die SED-Nachfolgepartei im Osten Berlins mit 24,8 Prozent sogar knapp vor die CDU auf den zweiten Rang. Im Wahlkreis Hellersdorf-Marzahn gewinnt Parteichef Gregor Gysi das einzige Direktmandat für die PDS in Berlin.

Bundestagswahl 2013:
»Und Du?«

Die Grünen verlieren in Berlin im Osten wie Westen deutlich im Vergleich zu den Vorwahlen. Die Verluste sind flächendeckend erkennbar. Neben Christian Ströbele, der zum dritten Mal in Folge das bisher einzige grüne Direktmandat bei einer Bundestagswahl gewinnt, ziehen mit Renate Künast und Lisa Paus nur drei weitere grüne Abgeordnete aus Berlin in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 2009:
»Aus der Krise hilft nur Grün.«

Die Grünen erreichen in Berlin wie auch im Bund ihr historisch bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl. In Friedrichshain rund um den Boxhagener Platz, aber auch in Friedenau links und rechts entlang der Bundesallee zeigen sich grüne Anhänger stark vertreten. Mit Ströbele für Friedrichshain-Kreuzberg und Wieland, Künast und nun auch Lisa Paus ziehen über die Landesliste vier Berliner Grüne in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 2005:
»Ja zu Grün.«

Während die Grünen im ehemaligen Osten Berlins ihr Ergebnis im Vergleich zu den Vorwahlen leicht verbessern können, verlieren sie im Westen der Stadt. Dennoch zeigen sich weiterhin grüne Nester, insbesondere im Westen der Stadt, so zum Beispiel in Charlottenburg rund um den Knobelsdorferplatz. Neben Ströbele und Renate Künast zieht auch Wolfgang Wieland, ehemaliger Bürgermeister und Justizsenator Berlins, in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 2002:
»Zweitstimme ist Joschka-Stimme.«

Mit 10,5 Prozent werden die Grünen in Berlin erstmalig auch im Ostteil der Stadt zweistellig. Spätestens seit jetzt gilt aber auch der Prenzlauer Berg als grüne Hochburg in Berlin. Während Christian Ströbele das bis heute einzige grüne Direktmandat in Friedrichshain-Kreuzberg erringt, zieht auch Renate Künast erstmalig für die Berliner Grünen in den Bundestag ein und übernimmt darüber hinaus das Verbraucherschutzministerium.

Bundestagswahl 1998:
»Wählt Grün gegen die Große Koalition.«

Mit 13,5 Prozent im Westen und 7,9 Prozent im Osten der Stadt liegen die Berliner Grünen erneut über dem grünen Bundesergebnis. Christian Ströbele zog über die Landesliste in den Bundestag ein; sein zukünftiger Direktwahlkreis Kreuzberg ist jetzt schon klar zu erkennen. Andrea Fischer zieht nicht nur als Abgeordnete ein, sondern ist bis 2001 auch Bundesgesundheitsministerin der Rot-Grünen Koalition unter Kanzler Schröder.

Bundestagswahl 1994:
»Ein Land reformieren – Ökologisch wirtschaften.«

Erstmalig treten nun Ost- und West-Grüne bundesweit gemeinsam als «Bündnis `90/Die Grünen” zu einer Bundestagswahl an. Im Westen der neuen Hauptstadt zeigen sich die Grünen im Vergleich zum Ostteil Berlins von nun an stets stärker verankert. Neben Gerd Poppe ziehen mit Franziska Eichstädt-Bohling und Andrea Fischer auch zwei grüne Frauen in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 1990:
»Alle reden von Deutschland. Wir reden vom Wetter.«

Als «Grüne” im Westteil und als «Bündnis `90/Grüne” im Osten Berlins gelangen die Grünen nur über eine Sonderregelung durch ein starkes Ergebnis der ostdeutschen Listenvereinigung in den Bundestag. Aber schon jetzt zeichnet sich im Bergmannkiez und rund um den Görli eine grüne Hochburg ab. Gerd Poppe – später erster Bundesbeauftragter für Menschenrechtspolitik – zieht für die Berliner Grünen in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 2013:
»Nur mit uns.«

Die FDP sitzt zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik nicht mehr im Bundestag. In Berlin bricht sie acht Prozentpunkte auf nur 3,5 Prozent ein. In ihren historisch-starken Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf erreicht die FDP gerade noch sechs Prozent. Nur in Grunewald und Dahlem kann sie mehr als zehn Prozent der Zweitstimmen einstreichen.

Bundestagswahl 2009:
»Deutschland kann es besser.«

Mit 14,6 Prozent gelingt der FDP im Bund ihr historisch bestes Wahlergebnis seit 1949 – in Berlin immerhin 11 Prozent. Besonders im Osten Berlins erreichen die Liberalen erstmals seit 1990 wieder rund sieben Prozent. Ihre Zustimmung ist im Westen mit 14 Prozent fast doppelt so hoch. In Frohnau, Wannsee, Dahlem und Grunewald liegt sie gar über der 20 Prozent-Marke. So kann die Berliner FDP über ihre Liste vier Bundestagsabgeordnete entsenden.

Bundestagswahl 2005:
»Steuern runter: Arbeit rauf.«

Auch 2005 kann die FDP in Berlin nicht ihren Bundesschnitt erreichen. Sie liegt mit acht Prozent in Berlin hinter Grünen und Linken, während sie sich im Bund noch vor den Grünen einreiht. Sie bleibt besonders im Westen stark vertreten, wo sie rund fünf Prozentpunkte mehr gewinnen kann als im Osten. Neben ihren Hochburgen in Steglitz-Zehlendorf kann sie nun auch in Tempelhof-Schöneberg zulegen, wo sie rund zehn Prozent erzielt.

Bundestagswahl 2002:
»Die Zeit ist reif.«

Die FDP landet mit dem »Projekt 18« hinter den Grünen auf dem vierten Platz. Mit 6,6 Prozent der Zweitstimmen liegt sie in Berlin abermals hinter dem Bundesschnitt, jedoch gleicht sie ihr Ost-West-Verhältnis etwas aus. Im Ostteil der Stadt kommt sie nun auf rund fünf Prozent – im Westen auf acht Prozent der Zweitstimmen. Gerade in Reinickendorf und Spandau kann die FDP mehr Unterstützung verzeichnen.

Bundestagswahl 1998:
»Es ist Ihr Land. Es ist Ihre Wahl.«

Die FDP stagniert in Berlin bei fünf Prozent und liegt damit hinter ihrem Bundesergebnis. Sie scheint weiterhin eine Partei, die besonders im Westen der Stadt hohen Zuspruch erlangt. So erreicht die FDP mit zehn Prozent nicht nur in Steglitz-Zehlendorf, sondern auch in Charlottenburg-Wilmersdorf, Spandau oder Reinickendorf mit über sechs Prozent überdurchschnittlich gute Ergebnisse.

Bundestagswahl 1994:
»Diesmal geht`s um alles – F.D.P.«

Die FDP reiht sich mit rund fünf Prozent der Zweitstimmen im Bund und in Berlin hinter den Grünen ein. Besonders im Osten hat sie an Unterstützung verloren. Während sie hier nur zwei Prozent erhält, erreicht sie im Westteil Berlins immerhin rund acht Prozent. Unverändert stark bleibt sie dabei in Dahlem und Grunewald mit fast 20 Prozent. Mit Günter Rexrodt zieht der amtierende Bundeswirtschaftsminister für die Berliner FDP in den Bundestag ein.

Bundestagswahl 1990:
»Genscher wählen – F.D.P. wählen.«

Nicht nur im Bund, auch in Berlin profitiert die FDP von der hohen Popularität des damaligen Außenministers Genscher. Sie erreicht 9,1 Prozent der Zweitstimmen, wobei ihre Hochburgen schon damals traditionell im Westen liegen. Mit rund 13 Prozent ist die FDP besonders stark in Steglitz-Zehlendorf. In Friedrichshain-Kreuzberg erreicht sie jedoch nur knapp sechs Prozent.

Bundestagswahl 2013:
»Mut zur Wahrheit.«

Die AfD, die sich erst im Januar 2013 gegründet hat, erringt nach nur sechs Monaten ein schon damals beachtliches Ergebnis. Mit 4,9 Prozent der Stimmen verpasst sie jedoch auch in Berlin mit Joachim Starbatty an der Spitze und Beatrix von Storch auf Platz zwei die Fünf-Prozent-Hürde – wenn auch denkbar knapp. Auffällig: Insbesondere in den östlichen Außenbezirken, allen voran Marzahn-Hellersdorf und Reinickendorf erringt sie starke Ergebnisse.

In Berlin ticken die Uhren anders, das gilt auch für die Wahlen zum Bundestag. In der deutschen Hauptstadt treffen sich nämlich Stadt und Land, Ost und West. Zwischen Wannsee und Wrangelkiez liegen Welten, das gilt auch für Hellersdorf im Vergleich zu Wilmersdorf. Die Wähler bevorzugen, je nach Stadtregion, sehr unterschiedliche Parteien. Berlin war und ist politisch bunt, auch wenn es um die Bundespolitik geht.

So gibt es in der deutschen Hauptstadt 27 Jahre nach der Vereinigung immer noch ein politisches West-Ost-Gefälle. Die grobe Tendenz, die seit 1990 gilt: Östlich der ehemaligen Mauer haben es Linke und SPD deutlich leichter als Christdemokraten, Grüne und Liberale. Im Westteil der Stadt ist es umgekehrt. Nur den Sozialdemokraten gelang es nach der Bundestagswahl 1998, die Rot-Grün an die Regierung brachte, für einige Jahre zur „Berlin-Partei“ zu werden, die fast in der gesamten Stadt erfolgreich war. Und damals konnten die Grünen, die sich im City-Milieu besonders wohl fühlen, Teile der östlichen Innenstadt erobern.

Bei der Bundestagswahl 2013 zeigte sich in Berlin ein neuer Trend: Der CDU gelang es, auch in den östlichen Randregionen Fuß zu fassen und dort den Linken Paroli zu bieten, während SPD und Grüne auf die dicht besiedelten Kieze innerhalb des S-Bahnrings zurückgeworfen wurden. Vielleicht normalisiert sich die Metropole Berlin allmählich. Ost und West verlieren eine Generation nach dem Mauerfall an Bedeutung, während sich die Unterschiede zwischen urbaner Mitte und grüner Randlage verstärken, wie es in anderen deutschen Großstädten längst üblich ist.

Auch wenn sich eine solche Normalisierung bei der Bundestagswahl am 24. September bestätigen sollte, unterscheiden sich die Wahlergebnisse in der Hauptstadt im Vergleich zum Bundesdurchschnitt bei einigen Parteien deutlich. So schnitt die Landes-CDU vor vier Jahren um 13 Prozent schlechter ab als CDU/CSU im Bund. Die Linken bekamen in Berlin 9,9 Prozent mehr als im Bund, die Grünen 3,9 Prozent mehr. Dagegen lagen SPD, FDP und AfD sehr nahe am Bundesergebnis. Das sind strukturelle Unterschiede, die auch bei früheren Bundestagswahlen in ähnlichen Dimensionen zu beobachten waren.

Was bedeuten die verschiedenen Farben?

Wir haben jeder Partei eine naheliegende Farbe zugeordnet. CDU Schwarz, SPD Rot, Die Linke Lila, Grüne Grün, FDP Gelb und AfD Blau. Rechtsextreme Parteien, wie z. B. NPD, REP, DVU oder auch Pro Deutschland, haben wir zusammengefasst und ihnen die Farbe Braun zugewiesen.

Was bedeuten die verschiedenen Helligkeitsstufen?

Die Helligkeitsstufen der verschiedenen Parteifarben spiegeln den relativen Anteil von Zweitstimmen der jeweiligen Partei wieder und zeigen somit auf, wo in der Stadt Parteihochburgen liegen und in welchen Ecken eine Partei weniger verankert scheint. Wir haben für jede Partei über alle Jahre hinweg den jeweiligen minimalen und maximalen relativen Anteil ermittelt. Zwischen diesen beiden Extremwerten können die Helligkeitsstufen variieren. So bleiben die Parteien über die Jahre hinweg vergleichbar. Je kräftiger die Farbe in einem Kiez, desto größer war die Zustimmung für diese Partei.

Warum ist Berlin nicht durchgängig eingefärbt?

Berlin nicht durchgängig einzufärben, ist eine Annäherung, unbewohnte Gebiete zu berücksichtigen. Ein Beispiel: der Müggelsee gehört zu mehreren Wahlbezirken. Allerdings sind auf dem Müggelsee selbst keine Einwohner gemeldet. Deshalb ist der Müggelsee nicht eingefärbt. Weitere Beispiele sind das Tempelhofer Feld, der Tiergarten oder der Grunewald.

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Wenn Sie Fehler entdecken, Nachfragen zu den verwendeten Daten oder Modellen haben oder gar eigene spannende lokale Geschichten in unseren Karten entdeckt haben, melden Sie sich gerne bei uns unter wahl@tagesspiegel.de

Woher kommen die Daten?

Die Landeswahlleitung Berlin stellt auf Ihrer Website die Wahlbezirksergebnisse ab 1990 zur Verfügung. Die Wahlbezirksgrenzen für die Bundestagswahlen 1990 bis 2017 haben wir über das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg und die Landeswahlleitung Berlin bezogen. Die herangezogen Adressdaten, Einwohnerzahlen und statistischen Blöcke haben wir ebenfalls beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg erhalten. Der Kartenhintergrund basiert auf »CartoDB Basemap« und OpenStreetMap.

Wie sind wir vorgegangen?

Die Berliner Verwaltungsgrenzen haben sich seit 1990 vielfach geändert. Ein Urnenwahlbezirk (kurz: Wahlbezirk) ist die kleinste räumliche Einheit, auf der Wahlergebnisse zusammengefasst werden. Je nach Einwohnerdichte kann ein Wahlbezirk ein, zwei Häuserblocks oder mehrere Straßenzüge umfassen. Da sich die Einwohnerdichte fortlaufend ändert, werden auch Wahlbezirke regelmäßig neu zugeschnitten.

Wir zeigen die Wahlergebnisse in den aktuellen Wahlbezirksgrenzen von 2017. Daher müssen wir frühere Wahlergebnisse auf die heutigen Wahlbezirksgrenzen umlegen. Hierzu haben wir ein Programm entwickelt – GeoCute. Mit GeoCute können wir Daten zwischen unterschiedlichen räumlichen Bezügen umwandeln. Dafür ziehen wir adressbasierte Geodaten heran. Im Nachgang zur Bundestagswahl werden wir GeoCute ausführlicher vorstellen und auf Github veröffentlichen.

Was bewirkt die Schaltfläche »Einwohnerdichte«? (Desktop-Version)

Nicht auf jedem Berliner Quadratkilometer sind gleich viele Einwohner und damit auch Wahlberechtigte gemeldet. So leben in Prenzlauer Berg mehr Menschen auf gleicher Fläche als in Biesdorf. Die Verwendung unseres Programms GeoCute erlaubt uns eine Schätzung darüber, wie viele Einwohner an einer Adresse gemeldet sind. Die Schaltfläche »Einwohnerdichte« aktiviert eine Ansicht, die diese Schätzung berücksichtigt. Dicht besiedelte Gebiete werden hervorgehoben, während freistehende Häuser mit wenigen Einwohnern klar erkennbar werden. Diese Ansicht ermöglicht eine realitätsnähere Darstellung der tatsächlichen Stimmenverhältnisse im Stadtgebiet. So blenden wir in dieser zweiten Ansicht auch einzelne Gebäude auf größeren Flächen ein, wenn dort nur sehr wenige Einwohner registriert sind. In der vereinfachten »Standard«-Ansicht haben wir diese Bereich ungefärbt gelassen.

Warum wir auch die Briefwahlstimmen berücksichtigen?

Briefwahlstimmen werden in Berlin in gesonderten Briefwahlbezirken zusammengefasst. Im Datensatz der Landeswahlleitung Berlin werden diese Briefwahlbezirke gesondert aufgeführt. Diese sind nicht deckungsgleich mit den Urnenwahlbezirken. Daher können Briefwahlbezirke nicht einem einzelnen Urnenwahlbezirk zugeordnet werden. Ein möglicher Umgang mit diesem Umstand wäre, die Briefwahlstimmen zu ignorieren und jegliche Auswertungen und Grafiken allein auf die Wahlstimmen an der Urne zu stützen.

Jedoch nahm der Anteil von Briefwählerinnen und Briefwählern bei den vergangenen Bundestagswahlen stetig zu. 2013 lag ihr Anteil bei knapp 25 Prozent der abgegebenen Stimmen. Ebenso ist bekannt, dass es Unterschiede im Stimmverhalten von Brief- und Urnenwählern gibt mehr Informationen u.a.. Für uns sind diese Gründe ausschlaggebend, die Briefwahlstimmen in unsere Analyse zu integrieren. Deshalb haben wir nach einem Weg gesucht, sie möglichst verzerrungsfrei zu berücksichtigen.

Wie wurden Briefwahlstimmen berücksichtigt?

Auch bei Bundestagswahlen orientieren sich die Berliner Briefwahlbezirke an den Grenzen der Abgeordnetenwahlkreise. Bei den Bundestagswahlen 1990 und 1994 gab es pro Abgeordnetenhauswahlkreis einen Briefwahlbezirk. Seit der Bundestagswahl 1998 gibt es mehrere Briefwahlbezirke für jeden Abgeordnetenhauswahlkreis. Die Landeswahlleitung Berlin stellt Listen bereit, über die eine Zuordnung von Urnenwahlbezirk und Briefwahlbezirk berücksichtigt werden kann. Da nach Angaben der Landeswahlleitung für das Jahr 1998 eine solche Zuordnungsliste nicht mehr auffindbar ist, haben wir 1998 genauso wie die Jahre 1990 und 1994 behandelt und die Briefwahlbezirke entsprechenden zusammengefasst.

Jeder Briefwahlbezirk wurde einer möglichst kleinen Gruppe von Urnenwahlbezirken eindeutig zugeordnet. Anschließend haben wir die absoluten Stimmen des Briefwahlbezirks auf die jeweiligen »Ziel«-Wahlbezirke umgelegt, und zwar anteilig zur Anzahl der Wahlberechtigten der jeweiligen »Ziel«-Wahlbezirke.

Ein Beispiel: Der Briefwahlbezirk 1 hat 25 gültige Stimmen und beschreibt drei »Ziel-«Wahlbezirke. Urnenwahlbezirk A hat 50 Wahlberechtigte, B 150 und C 300 Wahlberechtigte. So erhält:

  • Urnenwahlbezirk A: 25・(50/500)
  • Urnenwahlbezirk B: 25・(150/500)  
  • Urnenwahlbezirk C: 25・(300/500)

Dieses Vorgehen hat zwei Konsequenzen:  Zum einen wird so unterstellt, dass das Stimmverhalten der Briefwählerinnen und Briefwähler in den »Ziel-«Urnenwahlbezirk gleich sei. Dies ist nicht der Fall. So könnte Urnenwahlbezirk A mehr Briefwahlstimmen für eine bestimmte Partei haben als Urnenwahlbezirk B. Wir halten diese Verzerrung so gering wie möglich, indem wir die Anzahl der »Ziel-«Urnenwahlbezirke möglichst klein halten.

Zum anderen kann der Anteil an Briefwahlstimmen zwischen den »Ziel-«Urnenwahlbezirken variieren. So könnte Urnenwahlbezirk A generell mehr Briefwahlstimmen als Urnenwahlbezirk B haben. Diese Varianz kann aus den Daten nicht rekonstruiert werden. Deshalb können Aussagen zur Wahlbeteiligung auf Basis der Urnenwahlergebnisse erfolgen.

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